Trainingszonen nach Watt statt Herzfrequenz – wie sinnvoll ist das wirklich?

Immer mehr Rennradfahrer steuern ihr Training mit Powermeter und FTP statt nur nach Puls. Watt-Zonen sind extrem präzise und reagieren sofort auf Belastungswechsel, Herzfrequenz-Zonen zeigen dagegen, wie stark dein Körper die Intensität wirklich spürt. Wattbasiertes Training ist modern und strukturiert, erfordert aber teure Technik. Am effektivsten ist meist die Kombination: Du trainierst nach Watt und kontrollierst mit der Herzfrequenz, ob die Belastung zu deiner aktuellen Form passt.

Rennradguru.de

Veröffentlicht am: 21. November 2025
Trainingszonen nach Watt statt Herzfrequenz

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Trainingszonen nach Watt statt Herzfrequenz – Was ist FTP und warum ist sie so wichtig?

FTP Basics
Die Functional Threshold Power (FTP)

Die FTP (Functional Threshold Power) ist vereinfacht gesagt die höchste Leistung in Watt, die du ungefähr eine Stunde lang halten kannst, ohne völlig „einzugehen“. In der Praxis dient sie als Referenz, um relative Trainingszonen in % deiner FTP zu definieren.

Warum das so smart ist

  • Absolute Wattwerte sind von Fahrer zu Fahrer extrem unterschiedlich.
  • Prozentwerte deiner FTP machen das Training individuell: 70 % FTP ist für jede Person eine andere Wattzahl, aber ungefähr dieselbe physiologische Belastung.

Anstatt dich mit anderen zu vergleichen, nutzt du deine FTP vor allem, um deine eigenen Trainingszonen nach Watt festzulegen und dein Training gezielt zu steuern – vom lockeren Grundlagentempo bis zu harten Schwellenintervallen.

Praxisbeispiele für FTP

  • Einsteiger ca. 180 W FTP
  • Ambitionierter Hobbysportler ca. 260–300 W FTP
  • Starker Amateur deutlich > 320 W FTP

Diese Werte sind nur grobe Beispiele – entscheidend ist, wie sich deine eigene FTP im Verlauf des Trainings entwickelt.

Kurve der 60-Minuten-Leistung mit markierter FTP-Linie
Beispielhafte 60-Minuten-Leistungskurve: Die horizontale Linie markiert deine individuelle FTP.

Trainingszonen nach Watt – so funktionieren sie

Die meisten Trainingssysteme orientieren sich an einem Modell mit Leistungszonen (Power Zones) auf Basis der FTP, zum Beispiel dem bekannten 7-Zonen-Modell nach Coggan. Jede Zone entspricht einem bestimmten Prozentbereich deiner FTP und zielt auf unterschiedliche Anpassungen ab – von Basis-Ausdauer bis hin zu VO₂max und Explosivität.

Zone Bezeichnung Intensität (in % FTP)
Zone 1 Regeneration < 55 % FTP
Zone 2 Grundlagenausdauer 56–75 % FTP
Zone 3 Tempo 76–90 % FTP
Zone 4 Schwelle 91–105 % FTP
Zone 5 VO₂max 106–120 % FTP
Zone 6 Anaerobe Kapazität 121–150 % FTP
Zone 7 Neuromuskulär / Sprint sehr kurze, maximale Belastungen

Was bringen dir diese Zonen?

Jede Zone hat einen klaren Trainingszweck. Je nachdem, in welchem Bereich du dich überwiegend bewegst, setzt du unterschiedliche Schwerpunkte:

  • Zone 1–2: Basis-Ausdauer, Fettstoffwechsel, Erholung.
  • Zone 3–4: Tempo, „Alltagstempo“ im Rennen, Schwellentoleranz.
  • Zone 5–7: VO₂max, Anaerobik, Sprints und Explosivität.

Indem du deine Einheiten bewusst in bestimmte Zonen legst, steuerst du, was du trainierst – nicht nur, dass du trainierst.

Praxisbeispiel: FTP = 250 W

70 % FTP entsprechen in diesem Fall 175 W.

  • Lange ruhige Grundlage (Zone 2): ca. 140–185 W
  • Schwellenintervalle (Zone 4): ca. 230–260 W

So weißt du für jede Einheit sehr konkret, in welchem Leistungsbereich du dich bewegen solltest.

Herzfrequenz

Trainingszonen nach Herzfrequenz – Klassiker mit Tücken

Alternativ – oder ergänzend zur Leistung in Watt – kannst du deine Trainingszonen auch nach Herzfrequenz definieren. Grundlage sind meist deine maximale Herzfrequenz (HFmax) oder die FTHR (Functional Threshold Heart Rate), also der Puls an der Schwelle.

Wie entstehen Pulszonen?

  • HFmax: maximale Herzfrequenz, z. B. über Stufentest oder All-out-Belastung ermittelt.
  • FTHR: Herzfrequenz an deiner anaeroben Schwelle, meist über einen längeren Test (z. B. 20–30 Minuten) bestimmt.

Auf Basis dieser Werte werden typischerweise 5–6 Herzfrequenzzonen definiert, in denen du trainierst – vom sehr lockeren Grundlagenbereich bis hin zu hoch-intensiven Intervallen.

Typische Herzfrequenzzonen

  • Zone 1 sehr locker / aktive Erholung
  • Zone 2 Grundlage / „Alltagspuls“ im Ausdauertraining
  • Zone 3 „graue Zone“ / Tempo
  • Zone 4 Schwelle / kurz vor „es wird wirklich hart“
  • Zone 5 hoch-intensiv / VO₂max-Bereich

Während Watt beschreibt, was dein Körper tatsächlich leistet, zeigt dir der Puls, wie stark dein Herz-Kreislauf-System auf diese Belastung reagiert.

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Klassische Tücken der Herzfrequenzsteuerung
  • Verzögerte Reaktion: Der Puls braucht oft 30–120 Sekunden, um sich an eine neue Intensität anzupassen – gerade bei Intervallen ist das ungenau.
  • Stark tagesformabhängig: Temperatur, Schlaf, Stress, Koffein, Dehydration und kleinere Infekte können deine Herzfrequenz deutlich beeinflussen.
  • Interpretation statt Zahlenfetisch: Pulswerte machen nur im Kontext Sinn – Gefühl und Leistung sollten immer mitbeachtet werden.

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Rollentrainer D100 interaktiv mit Zwift Cog und Click
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Vorteile und Nachteile von Trainingszonen nach Watt

Vorteile
  • Sofortige Rückmeldung
    Wattwerte reagieren ohne Verzögerung: trittst du härter, steigt die Leistung sofort. Gerade bei Intervallen, kurzen VO₂max-Abschnitten oder wechselndem Profil kannst du die Intensität viel präziser steuern als nur über die Herzfrequenz.
  • Konstante Intensität trotz Bedingungen
    Mit Watt kannst du Gegenwind, Steigung oder Temperatur weitgehend ausblenden. 200 W bleiben 200 W – egal ob du müde bist, es heiß oder kalt ist. So bleibt die Trainingsbelastung von Einheit zu Einheit besser vergleichbar.
  • Ideal für strukturierte Trainingspläne
    Trainingsplattformen und Smarttrainer nutzen deine FTP, um Workouts automatisch in Prozent deiner Leistungsschwelle zu skalieren, Belastungswerte wie TSS zu berechnen und deine Langzeitbelastung zu tracken. Besonders im Winter auf dem Smarttrainer kannst du damit exakt vorgegebene Intervalle und Zonen treffen, statt dich nur auf dein Gefühl zu verlassen.
Nachteile
  • Höhere Anschaffungs- und Wartungskosten
    Ein präziser Powermeter ist deutlich teurer als ein einfacher Herzfrequenzgurt und muss korrekt montiert, regelmäßig kalibriert und gepflegt werden. Für Einsteiger, die nur allgemein fitter werden möchten, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis oft nicht zwingend erforderlich.
  • Zeigt nicht, wie dein Körper sich fühlt
    Wattwerte sind „brutal ehrlich“, sagen aber nichts darüber, wie stark dein Organismus gerade belastet ist. Bist du übermüdet, krank oder dehydriert, kannst du zwar die geplanten Wattwerte treten, überforderst aber möglicherweise Herz-Kreislauf- und Immunsystem – Hinweise, die dir die Herzfrequenz oft früher liefert.
  • Puls kann ähnlich gute Ergebnisse liefern
    Studien und Praxis zeigen, dass ein strukturiertes, konsequent durchgezogenes Training nach Herzfrequenz bei Hobbysportlern sehr ähnliche Fortschritte bringen kann wie wattbasiertes Training. Ein Powermeter ersetzt weder einen durchdachten Trainingsplan noch regelmäßiges, motiviertes Training.
Watt & Puls

Herzfrequenz als Ergänzung – die clevere Kombi

Statt „Watt vs. Herzfrequenz“ macht es viel mehr Sinn, beide Signale gemeinsam zu nutzen: Watt zeigt dir die Leistung, Puls die Belastungsreaktion deines Körpers.

Watt & Puls zusammen denken

Watt = Was kommt raus? (Leistung)

Puls = Wie reagiert dein Körper? (Belastung)

  • Zone-2-Fahrt nach Watt & Puls:
    Du fährst z. B. bei 65–70 % FTP und kontrollierst, dass dein Puls im Grundlagenbereich bleibt.
  • Pulsdrift beobachten:
    Bleibt der Puls bei gleicher Leistung über längere Zeit stabil – oder steigt er deutlich an (Cardiac Drift)? Letzteres ist oft ein Zeichen für Hitze, Dehydration oder Müdigkeit.
  • Erholung checken:
    Ruheherzfrequenz, Tagesgefühl und Trainingspuls helfen dir einzuschätzen, ob du bereit für harte Einheiten bist. Wenn du bei moderater Wattzahl einen ungewöhnlich hohen Puls hast, ist das ein mögliches Warnsignal.

Watt- & Puls-Kurve in der Praxis

Besonders in Intervalleinheiten lohnt sich der kombinierte Blick: Die Wattkurve zeigt sauber, ob du deine Ziele triffst, die Herzfrequenzkurve verrät, wie stark dich die Belastung tatsächlich fordert.

So liest du die Kurven:

Watt: reagiert sofort auf Antritte, Intervalle und kurze Erholungen.
Puls: steigt verzögert an und fällt langsamer wieder ab.
Zonen-Farben: zeigen dir auf einen Blick, ob du noch im GA-, Sweetspot- oder VO2max-Bereich fährst.

Gute Zeichen

  • Watt im Zielbereich, Puls bleibt stabil.
  • In den Pausen fällt der Puls zügig ab.
  • Letztes Intervall fühlt sich ähnlich an wie das erste.

Warnsignale

  • Puls klettert von Intervall zu Intervall immer weiter.
  • Gleiche Wattzahl fühlt sich deutlich härter an.
  • In den Pausen kommt der Puls kaum runter.
Überlagerte Watt- und Herzfrequenzkurve einer Intervalleinheit
Beispielhafte Intervalleinheit: Die farbige Kurve zeigt die Leistung in Watt, die Linie darüber den Verlauf der Herzfrequenz.
Indoor-Training Tipp

Warum Rollentrainer perfekt fürs Watt- & Puls-Training sind

Empfehlung: Rollentrainer-Vergleich

Auf dem Rollentrainer orientierst du dich in erster Linie an der Leistung in Watt: keine Ampeln, kein Verkehr, kein Wind – nur du und ein stabiler Wattwert. Die Herzfrequenz nutzt du als ergänzendes Kontrollsignal, um die Belastungsreaktion deines Körpers im Blick zu behalten.

Perfekt für saubere Watt-Intervalle mit Pulskontrolle
  • Smart-Trainer halten konstante Wattbereiche – ideal für GA2, Sweetspot & VO2max.
  • Du siehst direkt, wie dein Puls auf eine vorgegebene Leistung reagiert.
  • Wiederholbare Bedingungen: gleiche Einheit, gleiche Strecke, gleiche Temperatur – perfekt, um Fortschritt über Watt zu messen.

So wird der Rollentrainer zur Watt-Steuerzentrale – und deine Herzfrequenz liefert dir zusätzlich Hinweise zu Ermüdung, Erholung & Tagesform.

Watt als Hauptsteuerung
Puls als Kontrolle
Ideal für Zwift & strukturierte Pläne
Zum Rollentrainer-Vergleich

In Unserem Rollen-Trainer Vergleich findest du die Modelle, die sich besonders gut für präzises Watt-Training eignen – die Herzfrequenz kannst du dabei als ergänzendes Kontrollsignal nutzen, vom Einsteiger-Trainer bis zum High-End-Smartbike.

Häufige Fehler beim Training nach Watt

Wattbasiertes Training ist ein starkes Werkzeug – aber nur dann, wenn du es richtig einsetzt. Diese typischen Fehler kannst du bei dir selbst oder in deinem Umfeld beobachten und gezielt vermeiden.

Klassische Stolperfallen

  • FTP zu hoch einschätzen
    Man fährt ständig zu hart, ist dauernd müde und die Fortschritte bleiben aus. Eine zu optimistische FTP schmeichelt zwar dem Ego, macht aber jede Einheit unnötig anstrengend.
  • Nur auf Watt schauen, Puls ignorieren
    Wer nur die Zahlen am Powermeter sieht, übersieht oft Frühwarnsignale von Überlastung. Ein auffällig hoher Puls bei eigentlich moderater Leistung kann auf Stress, Müdigkeit oder einen beginnenden Infekt hinweisen.
  • Jede Einheit im „Sweetspot“
    Immer irgendwo zwischen „etwas hart“ und „noch machbar“ zu fahren, führt dazu, dass es weder richtig „easy“ noch richtig „hard“ ist. Die Folge: Man wird zäh, aber nicht wirklich besser – Erholung und klare Reize fehlen.
  • Keine Anpassung der Zonen
    Steigt deine FTP, aber deine Zonen bleiben auf altem Stand, ist das Training zu leicht. Sinkt die Form und du passt nichts an, fährst du dauerhaft zu hart. Beides bremst deine Entwicklung.

FAQ – kurze Antworten auf häufige Fragen

  • 1. Ist Training nach Watt immer besser als nach Puls?
    Nein. Watt ist genauer zur Steuerung der Intensität, Puls zeigt besser, wie dein Körper reagiert. In der Praxis ist die Kombination aus Watt und Herzfrequenz am stärksten.
  • 2. Wie oft sollte ich meine FTP testen?
    Alle 6–10 Wochen ist ein guter Richtwert – oder immer dann, wenn du das Gefühl hast, dass du deutlich stärker (oder schwächer) geworden bist.
  • 3. Kann ich auch ohne Powermeter wattbasiert trainieren?
    Ja. Mit einem Smarttrainer, der deine Leistung misst, kannst du Indoor sehr gut wattbasiert trainieren, auch wenn du draußen (noch) keinen Powermeter am Rad hast.
  • 4. Warum weichen Watt- und Pulszonen manchmal stark voneinander ab?
    Es gibt kein 1:1-Mapping zwischen Watt- und Herzfrequenzzonen. Je nach Tagesform kann z. B. eine Zone-2-Leistung nur Zone-1-Puls sein oder umgekehrt. Das ist normal – wichtig ist, dass du verstehst, welchen Trainingsreiz du setzen möchtest.

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